Utilitarismus

Utilitarismus
Uti|li|ta|rịs|mus 〈m.; -; unz.; Philos.〉 Lehre, nach der der Zweck des menschl. Handelns der Nutzen des Einzelnen u. der Gemeinschaft ist [<frz. utiliser; zu utile „nützlich“ <lat. utilis]

* * *

Uti|li|ta|rịs|mus, der; - [nach engl. utilitarianism] (Philos.):
Lehre, die im Nützlichen die Grundlage des sittlichen Verhaltens sieht u. ideale Werte nur anerkennt, sofern sie dem Einzelnen od. der Gemeinschaft nützen; Nützlichkeitsprinzip.

* * *

Utilitarịsmus
 
[nach englisch utilitarianism, zu lateinisch utilitas »Nützlichkeit«] der, -, Theorie der Ethik und Sozialphilosophie, des Rechts sowie der Volkswirtschaftslehre, nach der eine Handlung danach beurteilt und bewertet wird, in welchem Maße sie zur Förderung und Mehrung des Glücks der meisten Menschen beiträgt. Nach diesem Nützlichkeitsprinzip wird eine Handlung also nicht an dem inneren Motiv oder der Gesinnung (Gesinnungsethik, Verantwortungsethik), sondern an den äußeren Folgen gemessen. Utilitaristische Momente finden sich in der Handlungstheorie des Epikureismus, bei B. de Mandeville, den schottischen Moralphilosophen (z. B. D. Hume, A. Smith, A. Ferguson) und in der französischen Aufklärung. Der englische Philosoph und anglikanischer Bischof Richard Cumberland (* 1631, ✝ 1718) formulierte in »De legibus naturae. ..« (1672) erstmals als obersten Handlungsgrundsatz die Maxime »greatest happiness of all« (»größtes Glück aller«). Zur methodischen Grundlegung des Utilitarismus trugen F. Bacon und T. Hobbes bei. Als geschlossenes ethisches System wurde der Utilitarismus von J. Bentham begründet und von J. Mill und J. S. Mill weiterentwickelt. Dieses System zielte auf ein Glückskalkül, bei dem der Maximierungseffekt des gesellschaftlichen Glücks, das aus bestimmten Handlungen oder Institutionen folgt, rational kalkulierbar und empirisch verifizierbar werden sollte. Der Utilitarismus wurde damit zum Basistheorem der klassischen Nationalökonomie und diente v. a. im 19. Jahrhundert in Großbritannien der Begründung einer wohlfahrtsstaatlichen Sozialpolitik.
 
 
A. Bohnen: Die utilitarist. Ethik als Grundl. der modernen Wohlfahrtsökonomik (1964);
 N. Hoerster: Utilitarist. Ethik u. Verallgemeinerung (21977);
 B. Williams: Kritik des U. (a. d. Engl., 1979);
 
Über John Rawls' Theorie der Gerechtigkeit, hg. v. O. Höffe (Neuausg. 1987);
 
Einf. in die utilitarist. Ethik, hg. v. O. Höffe: (21992);
 R. W. Trapp: »Nicht-klass.« U. Eine Theorie der Gerechtigkeit (1988);
 W. Wolbert: Vom Nutzen der Gerechtigkeit. Zur Diskussion um U. u. teleolog. Theorie (1992);
 J.-C. Wolf: U., Pragmatismus u. kollektive Verantwortung (Freiburg 1993).
 

* * *

Uti|li|ta|rịs|mus, der; - [nach engl. utilitarianism] (Philos.): Lehre, die im Nützlichen die Grundlage des sittlichen Verhaltens sieht u. ideale Werte nur anerkennt, sofern sie dem Einzelnen od. der Gemeinschaft nützen; Nützlichkeitsprinzip: Andere führen den U. der Italiener ins Feld, die auch die Natur ausschließlich auf ihren Nutzen hin ansehen (Fest, Im Gegenlicht 85).

Universal-Lexikon. 2012.

Игры ⚽ Поможем решить контрольную работу

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Utilitarismus — (Utilitarianismus, Nützlichkeitslehre) wird nach dem Vorgang von Mill diejenige Form des Eudämonismus (s. d.) genannt, die im Unterschied vom Egoismus (s. d.) die Förderung des Gesamtwohls (»des größtmöglichen Wohls der größtmöglichen Zahl«, nach …   Meyers Großes Konversations-Lexikon

  • Utilitarismus — (neulat.), Nützlichkeitssystem, die von Bentham begründete Moral und Staatstheorie, deren Ziel ist, der größtmöglichen Anzahl Menschen den größtmöglichen Nutzen zu verschaffen …   Kleines Konversations-Lexikon

  • Utilitarismus — Utilitarismus, System der Nützlichkeit, s. Bentham …   Herders Conversations-Lexikon

  • Utilitarismus — Der Utilitarismus (Latein utilitas, Nutzen) ist eine Form der teleologischen Ethik, welche in verschiedenen Varianten auftritt. Neben der Ethik ist er auch in der Sozialphilosophie und den Wirtschaftswissenschaften von Bedeutung. Grundlage für… …   Deutsch Wikipedia

  • Utilitarismus —    (lat. = Lehre von der Nützlichkeit), eine ethische Theorie, nach der der größtmögliche Nutzen das entscheidende Kriterium für sittlich richtiges Handeln ist, das von den Folgen her verstanden wird. Wird der ”Nutzen“ enger gefaßt, dann spricht… …   Neues Theologisches Wörterbuch

  • Utilitarismus — U|ti|li|ta|rịs|mus 〈m.; Gen.: ; Pl.: unz.; Philos.〉 Lehre, dass der Zweck des menschlichen Handelns der Nutzen des Einzelnen u. der Gemeinschaft sei od. sein sollte; oV [Etym.: → utilisieren] …   Lexikalische Deutsches Wörterbuch

  • Utilitarismus — 1. Begriff: Konzeption, die ethische Urteile über Handlungen und/oder Regeln auf den Nutzen stützt, den sie stiften: Erwünschte nicht moralische Güter (z.B. Glück, Reichtum) qualifizieren jene Handlungen bzw. Regeln, die diese Güter maximieren,… …   Lexikon der Economics

  • Utilitarismus — Uti|li|ta|ris|mus der; <nach gleichbed. engl. utilitarianism; vgl. ↑...ismus> philos. Lehre, die im Nützlichen die Grundlage des sittlichen Verhaltens sieht u. ideale Werte nur anerkennt, sofern sie dem Einzelnen od. der Gemeinschaft… …   Das große Fremdwörterbuch

  • Utilitarismus — Uti|li|ta|rịs|mus, der; (Nützlichkeitslehre, standpunkt) …   Die deutsche Rechtschreibung

  • Negativer Utilitarismus — Der negative Utilitarismus ist eine konsequentialistische Ethik, die die Minimierung von Leid in den Mittelpunkt stellt. Sie wird insbesondere auch vom kritischen Rationalismus vertreten. Andere Ziele und Güter (wie die Maximierung von Glück im… …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”